Wertbrief vom Ersttag der MiNr. 73 und 75
Der abgebildete Wertbrief der „Tanner Hütte“ (Gewicht 59gr.), von Tanne (Harz) nach Wernigerode (Entfernung ca. 20km) über 2500 Mark ist für die Zeit vom 1.1.1875-1.7.1906 korrekt freigemacht. Das Sollporto betrug für einen Wertbrief bis zu 600 Mark, einer Entfernung von bis zu 75 km und einem Gewicht bis 250 gr. 30 Pfennig. Für höhere Wertbeträge waren je angefangene 300 Mark 5 Pfg. fällig. Für diesen Wertbrief ergibt sich somit ein Porto von 30 Pfg. + 7 x 5 Pfg => 65 Pfg.
Die Frankatur besteht aus einer 25 Pfg. (MiNr. 73) und einer 40 Pfg. (MiNr. 75) Freimarke.
Laut Handbuch „100 Jahre Germania“ (Jäschke-Lantelme) standen die Marken der Germania-Ausgabe mit der Inschrift „DEUTSCHES REICH“ am 20.03.1902 an allen Postschaltern zur Verfügung, durften aber vor dem 1.4.1900 „unter keinen Umständen“ abgegeben werden. Frankaturgültig waren die Freimarken erst ab dem 1.4.1902. Die Ausgabe „Germania Reichspost“ durfte ab dem 31.3.1902 nicht mehr verkauft oder im Postdienst verwendet werden.
Aufgabestempel Tanne 1.4.1902 / Siegel "Tanner Hütte" / Ankunftstempel Wernigerode 1.4.1902
Wie aus dem Aufgabestempel KGS „TANNE *(HARZ)* -1.4.02 11-12V.“ hervorgeht, wurden die Freimarken am ersten Tag der Frankaturgültigkeit der Germania-Ausgabe „DEUTSCHES REICH“ ohne Wasserzeichen verwendet. Wir haben also einen sogenannten „Ersttagsbrief“ vorliegen. Wie man im Handbuch von Herrn Jäschke-Lantelme (1999) nachschlagen kann, war bis zum Jahre 1999 das früheste bekannte Verwendungsdatum der 25 Pfg. der 17.9.1902 und für die 40 Pfg. der 11.4.1902. Der gezeigte Wertbrief stellt als Ersttagsbrief mit den bis dato frühesten bekannten Verwendungsdaten der MiNr. 73 und 75 eine kleine Rarität dar.
Armin Städler