Ein Feldpost-Wertbrief vom Dezember 1918 mit vorausbezahltem Bestellgeld
Private Wertbriefe waren als Feldpostsendungen sowohl von der Truppe in die Heimat, als auch von der Heimat an die Front zugelassen. Bis 150 Mark Wert und bis zu 50 Gramm Gewicht konnten diese portofrei befördert werden, Sendungen bis zu 300 Mark Wertangabe waren unabhängig vom Gewicht mit 20 Pfennig zu frankieren, bei Sendungen über 300 Mark bis zum Höchstbetrag von 1500 Mark waren 40 Pfennig zu zahlen. Selbstverständlich waren bei einer Zustellung im Reichspostgebiet zusätzlich die ortsüblichen Bestellgebühren fällig.
Die Vorderseite des Feldpost-Wertbriefes
Bei diesem Wertbrief über 20 Mark betrug das Gewicht 105(?) Gramm, daher wurden zwei MiNr. 86 als Porto verklebt. Zusätzlich verlangte der Absender „Abtrag frei“, daher waren zusätzlich fünf Pfennig als Bestellgebühr notwendig. Feldpost Wertbriefe mit vorausbezahltem Bestellgeld kommen nur selten vor. Bei diesem Beleg ist auch der späte Gebrauch eines Feldpoststempels vom 20. Dezember 1918 bemerkenswert. Kein Stempelirrtum, wie der rückseitige Ankunftsstempel vom 22. Dezember beweist. Nach meinem Kenntnisstand sollten die Feldpostämter beim Übertritt in das Reichspostgebiet ihren Dienst einstellen und die lokalen Postämter vom Militär für die Aufgabe von Postsendungen genutzt werden. Doch offensichtlich arbeitete das Feldpostamt Nr. 650 während der Demobilisierung in der Heimat weiter, denn auf der Rückseite befinden sich auch die Angaben des Absenders mit Ortsangabe: der unleserliche Name, AOK 4, Dt. Fp. 650, Münster W Priesterseminar und Ankunftsstempel Berlin Pankow vom 22. Dezember.
Die Rückseite mit dem Absendervermerk
Zusätzlich wurde mit einem Bleistift handschriftlich notiert: Armeebefehle Stellung im Westen Aug. 1914, Gefangenenkarten, Briefmarken mit Feldpoststempel. Wahrscheinlich wurden diese Dinge in dem Umschlag aufbewahrt, der dadurch erhalten blieb.
Ralf Graber, Heppenheim