Ein Paket mit historischen Hintergrund

Vor mittlerweile mehr als 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, der Beginn vom Ende des Kaiserreichs und seiner Germania Ausgaben.

Heute möchte ich eine Paketkarte aus dem Oktober 1914 vorstellen, die damals in dieser Art bestimmt tausendfach aufgegeben wurde. Als „Soldatenbrief - Eigene Angelegenheit des Empfängers“ gekennzeichnet wurde sie am 26. Oktober 1914 in Mannheim 2 aufgegeben und war an den Reservisten Karl Eisen gerichtet, der nach Neubreisach in das Ersatz Maschinengewehr Regiment Nr. 172 eingerückt war. Allerdings verweigerte das Regiment die Annahme der Paketsendung wie uns der rückseitige handschriftliche Vermerk vom 2. November verrät: „Adresse im Feld“. Daher wurde das Paket zwei Tage später wieder zurückgesandt. Ob Karl Eisen aus dem Krieg zurückkehrte, ist leider nicht bekannt.

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Vorderseite

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Rückseite

Für uns Sammler zeigt der Beleg interessante Details. Die Sendung hatte Anspruch auf die Portovergünstigung für Pakete an Soldaten, da es leichter als drei Kilo wog. Daher betrug der Portosatz Einheitssatz 20 Pfennig statt 25, bzw. 50 Pfennig, unabhängig von der Entfernungszone. Die Rücksendung oder auch eine Weiterleitung erfolgte bei Pakete an Soldaten ohne erneuten Ansatz von Porto, wie es normalerweise für Pakete oder auch Wertbriefe vorgeschrieben war. Das war eine weitere Vergünstigung, die den Soldaten zugestanden wurde.

Auf der Vorderseite befindet sich der lilafarbene Vermerk „St“, das bedeutet “Stabil“. Damit wurden während des Ersten Weltkriegs seitens der Post Sendungen gekennzeichnet, die an Soldaten in Kasernen, Truppenübungsplätzen oder ähnlichen Orten gerichtet waren und mit der normalen Post ihren Empfänger erreichen konnte. Für Soldaten im Feld wurde die Bezeichnung „mobil“ verwendet.

Erwähnenswert ist auch die lange Laufzeit von nahezu einer Woche für eine Strecke von ca. 200 Kilometer. Dabei wurde das Paket im Bahnhofspostamt abgegeben, obwohl der Absender in Käfertal, einem Nachbarort von Mannheim wohnte.

Ralf Graber

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